Donnerstag, 16. Dezember 2010

Lustige Werwölfinnen

Natürlich heißt keines der Bandmitglieder Betty und Werwölfe sind sie so weit ich weiß auch nicht.
Überhaupt habe ich von dieser Band überhaupt noch niemals gehört, bis ich den September “Rolling Stone” gelesen habe und dieses Album im Bereich“Freistil” kurz angerissen wurd.

Aber inzwischen habe ich ein paar Wissenslücken aufgefüllt.
Es handelt sich um ein englisches Quartett, dass schon seit 2007 gemeinsam musiziert und mit dem vorliegenden Album “Tea Time Favourites” ihr Debüt veröffentlichen.




Die Band besteht aus:
Laura McMahon: vocals/bass
Emily Bennett: guitar/vocals
Helen Short: guitar/keyboards
Doug McFarlane: drums

Sie werden allerorten als “Garagenrockband” geführt - aber ich finde, dass diese Stilbeschreibung nur die halbe Wahrheit ist. Klar, das Album ist billig produziert. Das Lo-Fi hört man an allen Ecken und Enden. Die 14 Songs dauern insgesamt keine 40 Minuten.
Die Musik ist laut, schnell, meistens tanzbar und es klingt sehr nach cooler Amateurband mit viiieeel Potential.
Aber die Vier vergessen niemals, bei wirklich keinem Song, dass richtig tolle Musik eben auch von einer prima Melodie und pfiffigen Texten lebt!
Da nennen sie einen Song “David Cassidy” und erinnern an eine Serie, die lief als keines der Bandmitglieder gelebt hat.
“Paper Thin” (das ich im Moment rauf und runter höre) behandelt die, für die Band noch nicht lange zurückliegende, englische (Schul-)literatur und die schrägen Typen, die damit auch was anfangen konnten - der Song ist toll.Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an die sehr frühen B52s. Betty And The Werewolves klingen nicht ganz so abgefahren (wie auch, wenn Kate Pierson nicht mitmacht), aber sie sind nahe dran.
Und wie bei den B52s haben ihre Songs Hitpotential.
Die Besonderheit dieser Band sind die wirklich klasse gespielten Gitarrenriffs, die an manchen Stellen den Mund offen stehen lassen. In der Regel stammen sie von Emily Bennett, die auf allen Videos, die ich bisher gesehen habe ein wenig abseits steht - aber sie scheint die Frau der Tat in dieser Band zu sein.
Jedenfalls spielt sie die abgefahrenen Riffs. Die grandiose Gitarrenarbeit kann man nicht genug loben.Der Gesang, vor allem von Laura McMahon, ist zuckersüß und dennoch auf eine nette Art zupackend. Diese Kombination vor allem macht dieses Album so lustig und spannend.

Hier wird eine Popmusik zelebriert, die ich ausserordentlich mag.
Die Mädels scheuen sich vor keiner Anleihe - auch wenn sie nie klauen.
Bei “Good As Gold” werden die Stranglers zitiert, der Song beginnt mit einem Billy Joel Drum Zitat. “Wind-Up” ist Ska orienitert. “Francis” beginnt mit einem Surfgitarrensolo. “Werewolves” erinnert stark an die frühen Talking Heads. Und auch das allerorten eingesetzte Orgelkeyboard hat man schon mal gehört.
Sowas ist cool für alte Hasen (und Häsinnen) und neu für die Youngsters.
Diese Elemente fliessen in die abgefahrene Melange der Betty-Musik ein. Dazu kommen lustige Ansätze von Satzgesang (klingt aber manchmal eher wie Fußballstadion ;-)

All das gilt vor allem für den ersten Teil des Albums, denn bei all dem Lob sollen die Schwachstellen nicht verschwiegen werden.
Ich weiß nicht, warum Doug McFarlane am Schlagzeug sitzt, aber musikalisch ist er eindeutig der schlechteste des Quartetts. Zuweilen bekommt er den Takt nicht hin, er hält das, hohe, Tempo nicht gut und nicht selten haut er einfach daneben.
Vielleicht finden sie ja noch eine symphathische Drummerin, die in die Band passt und schmeißen den Typen raus.
Zum Ende des Albums bekommt man das Gefühl als würden die Vier ein wenig gegen ihre sehr gelungenen Kompositionen kämpfen und nicht den rechten Weg für ein passendes Arrangement finden. Vor allem weil das Quartett nicht vom Speedpop ablassen kann, auch wenn der Song anders viel besser geklungen hätte - und sie mit einem wachen Produzenten auch die Chance gehabt hätten es anders klingen zu lassen.
Der Anfang von “Heathcliff” ist genial. Hätten sie diesen “Stop-Motion-Sound” doch bis zum Ende durchgehalten. Es wäre WOOOW geworden.
Oder wenn “Should I Go To Glasgow” wie ein U2 Song beginnt, aber leider ohne Not wieder rasant abhebt - obwohl der Gesang ein zerbrechlicheres Lied anzeigt.
Das gilt auch bei “Werewolves”, dass heftig zu den Talking Heads schielt, aber irgendwann wieder Fahrt aufnehmen muss und dabei die Wirkung abgeschwächt wird.So bekommt man ein Album, bei dem am Anfang alles richtig klingt und das zum Ende immer langweiliger wird. Nicht weil das Songmaterial schlechter wird, sondern weil sich die Stilmittel abnutzen.
Ich drücke die Daumen, dass dieses Quartett noch eine Chance erhält und einen Produzenten bekommt, der ihnen ein paar neue Wege eröffnet - vielleicht auch mit etwas mehr Zeit im Studio.
“Tea Time Favourites” ist ein reines Funalbum, obwohl viel mehr drin gewesen wäre. Das hört man ausgerechnet beim langsameren letzten Song “Hyazinth Girl”.
Die ersten acht der vierzehnSongs sind unfassbar gut, vor allem “Paper Thin” und “David Cassidy”.
Danach läßt das Album etwas nach.Schönes Debüt mit etwas schwachem Abgang. Wie bewertet man sowas?
Ich gebe mit Bauchgrimmen vier Sterne und verweise auf die einschlägigen Downloadportale.
Bitte nicht klauen - das Quartett kann sicher jeden Penny brauchen und das sei ihnen auch gegönnt!!
Anspieltips:
Paper Thin: http://www.youtube.com/watch?v=n2A2XBrI_T0
David Cassidy: http://www.youtube.com/watch?v=wRFoNwddrxQ
Eutson Station: http://www.youtube.com/watch?v=3PfxLPtf-s4

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